Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal um 4:30 Uhr morgens aufgestanden bin. Und das auch noch mit Absicht. Doch an diesem Tag war es so. Ein Blick nach draußen konnte noch keine Prognose zum Verlauf dieses Tages geben. Alles schwarz, und ich hatte das dringende Bedürfnis mich wieder ins Bett zu legen. Doch es war ein wichtiger Tag für uns alle, deshalb galt es sich der eigenen Langschläfer- Natur zu widersetzen und motiviert in den Tag zu starten. Ich entschied, wenn ich eine positive Farbe trug würde sich das doch sicher auch auf meinen Energie-Level auswirken. Kleider machen ja schließlich Leute, oder wie war das?
Rot. Leuchtendes Knallrot. Es gibt wohl keine Farbe die Energie und Kraft besser repräsentieren kann als rot. Und an einem Tag im Herbst der vor dem Fenster langsam von nachtschwarz zu nebelgrau wechselt, braucht man definitiv einen kleinen farblichen Motivationsschub.
Auf dem Weg nach Bamberg hoffte ich, dass der Sonnenaufgang wenigstens etwas Farbe in den Himmel bringen würde, aber auch als sich der Nebel verzog blieb der Himmel wolkenverhangen grau. Die einzigen Farbtupfer waren die orangenen Lichter der Autobahnlaternen und diverser Baustellengeräte. Aber als wir in Bamberg einfuhren schien es als würde jemand die grauen Wolken mit einem einem Radiergummi vom Himmel radieren. Es wurden immer weniger und mit jedem Blick nach oben färbte sich der Himmel blauer. Bis schließlich keine einzige Wolke am strahlend blauen Himmel zu sehen war.
Auf dem Domplatz standen wir nun in der Menschenmenge zwischen knapp 4000 anderen Angehörigen und ließen uns von der Sonne anstrahlen. Und dann ging es los. wie in kleinen Wellen kamen sie dunkelblauen Gruppen aus dem Dom marschiert. Unsere Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern. Bis der ganze Domplatz überflutet war mit einem Meer aus über 900 dunkelblau gekleideten jungen Menschen.
„Guck mal da kommt sie!“ , rief ein kleines Mädchen mit rosa Mütze auf dem Kopf, das neben mir auf den Schultern ihres Vaters saß und zeigte dabei auf eine Gruppe vorbeimarschierender Anwärter. „Wo?!“, rief eine Frau mit grünem Kopftuch, die daneben stand mit Tränen in den Augen. Vermutlich die Mutter. Der Stolz war jedem der Angehörigen auf dem Domplatz ins Gesicht geschrieben, es war schön diesen Zusammenhalt auch in anderen völlig fremden und unterschiedlichen Familien zu sehen.
Es fühlt sich an wie ein Erdbeben, wenn 900 Menschen gleichzeitig den selben Schwur sprechen. Jedem einzelnen verschlug es die Sprache bei der Wucht mit der die Worte über den Platz hallten. Es war ein schönes Gefühl. So feierlich. Die Familien standen am Rand des Platzes, alle bunt und jeder aus ganz unterschiedlichen Ecken des Landes, mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Und in unserer Mitte – unsere polizeiblaue Gemeinsamkeit. Es war ein symbolischer und sogar etwas patriotischer Moment, den wir in Bamberg teilten.
Nach den Feierlichkeiten liefen wir durch die malerischen Straßen Bambergs. Es konnte kaum eine schönere Stadt für dieses Event geben. Sie trägt dieses traditionelle Kleid und beherbergt dabei so viele unterschiedliche Menschen. Studenten, Bundespolizisten und die die schon immer da waren. Eben von allen ein bisschen. Vielleicht lag es an dem emotionalen Tag oder an dem perfekten Wetter, aber Bamberg schien mir die lebens- und farbenfroheste Stadt Deutschlands zu sein. Sogar bis in die dunkle Nacht hinein, waren unzählige Gruppen von Menschen auf den Straßen unterwegs. An vielen Ecken wurde draußen noch musiziert und gefeiert. Es fühlte sich an wie ein Sommerfest mitten im kalten Herbst.
Einfach perfekt.
Die Stimmung ist so gut rübergekommen .Richtig schön.
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